Die These oder besser Behauptung, Josephine habe Napoleon zur Wiedereinführung der Sklaverei bewegt, findet sich immerhin selbst bei Wikipedia.
Ja, aber ist das Anlass sowas einfach unhinterfragt zu übernehmen?
Die Behauptung, Josephine habe sich vor allem um die Rentabilität eigener Besitzungen auf Martinique gesorgt, wie Dion das präsentiert ist ja schon deswegen Unsinn, weil die Frage der Sklaverei in dieser Hinsicht ein sekundäres Problem darstellte, das wesentlich größere war der Krieg mit Großbritannnien, der dafür sorgte, dass sich von französischer Seite her aus der Karibik über Jahre so gut wie überhaupt keine Profite ziehen ließen und der auch ständig die Gefahr mit sich brachte, dass die Briten die Plantagen auf den französischen Antillen einfach systematisch zerstören würden.
Das war offensichtlich eine Maßnahme Frankreich
nach dem Krieg wieder finanziell zu sanieren und Frankreichs Herrschaft über diese Gebiete zu sichern.
Denn ohne die Sklaverei hätten die ganzen ehemaligen Sklaven die auf den französischen Antillen ja durchaus die Mehrheit der Bevölkerung stellten, ja tatsächlich wie französische Bürger behandelt werden müssen und wenn man sie gleichberechtigt behandelt hätte, wirtschaftlich als Mittellose aber diskriminiert hätte, dann hätte ja durchaus die Gefahr bestanden, dass sie früher oder später sich an der haitianischen Revolution orientierend die Unabhängigkeit von Frankreich erklärt, die Großgrundbesitzer enteignet und eine Bodenreform durchgeführt hätten um die bestehenden Strukturen umzuwälzen.
Darüber hinaus sollte man offensichtlich auch nicht übersehen, dass an der Sklaverei in den eigenen Kolonien rein wirtschaftlich betrachtet natürlich auch das "Gewerbe" des Sklavenhandels und des entsprechenden Schiffbaus hing und die Angelegenheit politisch natürlich auch Rückwirkungen auf das Verhältnis zu Großbritannien haben musste.
Immerhin für die Briten war der Sklavenhandel, bis er zum Ende der napoléonischen Epoche geächtet wurde durchaus eine profitable Angelegenheit und an der Sklaverei selbst, zumal auf den westindischen Inseln selbst hielt GB ja bis in die 1830er Jahre fest.
Da konnten natürlich auch den britischen Sklavenhaltern in der Karibik Maßnahmen wie die Sklavenbefreiung in den französischen Kolonien nicht willkommen sein, brachte das doch die Gefahr mit sich, dass sich das bei den Sklaven in der britische karibik herumsprechen und zu Sklavenrevolten führen könnte.
Von dem her könnte man sich auch Gedanken darüber machen, inwiefern Napoléon bei der Wiedereinführung der Sklaverei möglicherweise auch das Verhältnis zu Großbritannien im Hinblick auf Friedensmöglichkeiten im Blick hatte.
Das alles sind Punkte, die auf der Hand liegen und offensichtlich wesentlich gewichtiger sein mussten, als persönliche Wünsche Josephines.
Sollte eigentlich jedem ohne weiteres einsichtig sein.
Napoleon hat wohl auch nicht damit gerechnet, dass er bis Moskau vorstoßen würde.
Was denn Krieg mit Russland betrifft:
Wie gesagt, da hätte sich einiges vermeiden lassen, wenn man das von russischer Seite her anders angegangen wäre.
Die Versorgungsprobleme für den Fall, weiter nach Russland hinein vorstoßen zu müssen, was immerhin denkbar war, die waren eigentlich seit der Kampagne Karl XII. von Schweden und seinem Scheitern bei Poltawa bekannt.
Ich weiß nicht, wie intensiv sich Napoléon damit auseinandergesetzt hat, aber annsonsten gilt er ja durchaus als recht akribischer logistischer Planer, der durchaus auch ein Interesse an Geschichte hatte und grundsätzlich in der Lage war, daraus auch Lehren zu ziehen.
Deswegen und zumal der Feldzug nicht übers Knie gebrochen, sondern länger vorbereitet war, kann man sicherlich monieren, dass in Sachen Logistik so wenig vorgesorgt wurde und auch, dass dem beim Vorstoß keine Rechnung getragen wurde.
Denn spätestens als bemerkbar wurde, dass sich die russische Armee partout nicht stellen wollte, was man auf französischer Seite nach den russischen Rückzügen aus Vilnius und der Gegend von Drissa, spätestens aber ab der Preißgabe von Witebsk und Smolensk registriert haben musste, hätte sich eigentlich aufgedrängt die französischen Truppen zu teilen und sie getrennt marschieren zu lassen um die Versorgung der einzelnen Truppenteile zu erleichtern, gegebenenfalls auch weiteres rückwärtiges Gebiet zu sichern um dort Nachschub hindurch zu bringen.
Auch nachdem Moskau brannte und sich abzeichnete, dass es als Winterquartier nicht mehr wirklich brauchbar sein würde, weigerte sich Napoléon noch längere Zeit abzumarschieren.
Hätte er den Befehl 2-3 Wochen früher gegeben, hätte der Großteil der Truppen bei Wintereinbruch wieder in Ostpreußen, im Herzogtum Warschau und Litauen sein können, wo Winterquartiere gewartet hätten und Versorgung jedenfalls möglich war.
Ist ja im Gegensatz zu Hitler später nicht so, dass Napoléon zum Blitzkrieg gezwungenn worden wäre, weil die französische Wirtschaft und Gesellschaft auf einen längerenn Krieg nicht eingestellt gewesen wäre, Frankreich führte seit 1792 mhr oder minder ununterbrochen Krieg, das durchaus erfolgreich und konnte einen Großteil der daraus entstehenden Lasten mittlerweile auf den Rheinbund, Preußen und Österreich abwälzen.
Rein materiell war er Russland deutlich überlegen, weswegen er sich im Gegensatz zu Karl XII. und Hitler (an dieser Stelle hinkt der Vergleich der 3 Versuche in Russland einzumarschieren) durchaus einen Erschöpfungskrieg leisten konnte.
Was hätte dagegen gesprochen, zweitig vor Wintereinbruch 1812/1813 den verbliebenen Rest von Moskau auch noch niederzubrennen, in die eigenen Winterquartiere in Polen und Litauen und Ostpreußen abzumarschieren und mit der Schneeschmelze im Frühjahr den nächsten Feldzug zu führen, diesmal gegen die russischen Ostseeprovinzen und St. Petersburg?
Napoléon hätte mit etwas mehr Geduld und Weitsicht ohne weitere die Mittel gehabt Russland derartig mit Gewalt und Zerstörung zu überziehen, dass es wahrscheinlich binnen 2-3 Jahren zu zermürben gewesen wäre.
Und da hätte Russland die Weite des Raumes nichts genutzt, weil eine immer nur auf Rückzug, Preisgabe und Zersörung des eigenen Landes abstellende Kriegsführung von den russischen Granden auf Dauer nicht akzeptiert worden wäre.
Alexander I. befand sich bereits nach der Preisgabe von Smolensk so sehr unter Druck, dass er begann bei Kutusow in hohem Maße dahingehend zu insistieren, den Franzosen nun endlich eine Schlacht zu liefern und wenigstens Moskau zu verteidigen.
Das endete dann in der Schlacht von Borodino und die ging für Russland nicht gut aus.
Moskau war nicht zu verteidigen und wurde zu großen Teilen zerstört.
Wenn Napoléon sich zurückgezogen und das Manöver im Jahr 1813 in Richtung Baltische Provinzen und St. Petersburg einfach nochal vorgetragen hätte und vielleicht im Jahr danach noch einmal via Österreich in Richtung Kiew und die Russen hätten wieder in der gleichen Manier das Land militärisch preisgegeben und der Verwüstung überlassen, hätte Alexander I. beim Volk und beim Adel jegliche Kredibilität verloren.
Dannn wäre er wahrscheinlich abgesetzt worden und wer immer darauf gefolgt wäre hätte keine Wahl gehabt als Frieden zu schließen.
Oder aber Alexander I. hätte dann um dem öffentlichen Druck standhalten zu können und wenigstens noch einen Teil seiner Reputation und Legitimität als Monarch zu retten, einen Befehlshaber vom Schlag eines Bagration einsetzen müssen, dem zuzutrauen gewesen wäre tatsächlich um jeden Meter Boden zu kämpfen, mit der klare Anweisung die Franzosen bereits an der Grenze zu stellen und annzugreifen um eine Wiederhohlund des Fiaskos des Vorjahres zu vermeiden.
Dann aber hätte Napoléon genau das Szenario gehabt, was er von Beginn an wollte.
Natürlich viel "was wäre wenn", aber für so abwegig halte ich das nicht.
Im Gegensatz zu Karl XII. und Hitler hatte Napoléon durchaus die Möglichkeit sich in einen Erschöpfungskrieg mit Russland einzulassen mit guten Möglichkeiten ihn zu gewinnen.
Frohes Fest, btw.